Die Solarthermie arbeitet effizient und leistet auch im Winter Erstaunliches.

Wer sich zum Bau einer Solarwärme-Anlage entschliesst braucht mehr Herzblut als bei einer normalen Photovoltaikanlage. Sanitär-Installateure winken in der Regel eher ab, weil es bei der Solarthermie doch ein bisschen Erfahrung braucht. Doch diese können sich viele gar nicht mehr erarbeiten, weil die Solarwärme der Photovoltaik deutlich hinterherhinkt. Als beste Lösung zur Warmwasserproduktion wird heute eine Wärmepumpe kombiniert mit Photovoltaik propagiert. Solarstrom gilt als höherwertig, weil er von Haushaltgeräten, vom Elektroauto oder eben für die Wärmepumpe genutzt werden kann. Der Überschuss fliesst zudem ins normale örtliche Stromverteilnetz. Bei der Solarwärme stellt die Anlage ab, sobald der Speicher seine maximale Temperatur erreicht hat. Die Solarenergie, die danach noch auf die Module brettert, bleibt ungenutzt. Im Sommer ist das bei mir in Schönwetterphasen manchmal bereits am Mittag der Fall (80 Grad). Meine Familie weiss mittlerweile, dass es an diesen Tagen ausdrücklich erwünscht ist, am Abend ein warmes Bad zu nehmen.

Ersatz für herkömmliche Elektroboiler

Obwohl ich ja auch Solarstromproduzent bin, ist die Solarthermie-Anlage eigentlich eher mein Favorit. Mich fasziniert das einfache Prinzip: Strahlen werden von den Solarkollektoren absorbiert, von einem mit speziellen Wärmespeichermedium gefüllten Schläuchen darunter aufgenommen und in einem einfachen Leitungssystem mit einer kleinen Pumpe zum 1000 Liter Speicher geführt. In sonnenreichen Jahren decke ich mit ihr bis zu 85 Prozent des jährlichen Warmwasserbedarfs meiner fünfköpfigen Familie und dem Bewohner in der Mietwohnung. Vor zehn Jahren ersetzte ich damit zwei auf die damalige Nutzung von Nachtstrom ausgerichtete Elektroboiler. Von diesen stehen übrigens noch Tausende in Schweizer Gebäuden im Einsatz. Ein grosser Teil dieses Stroms könnte solarthermisch erzeugt werden. Als einfache Lösung wird jeweils zum Ersatz durch einen Wärmepumpenboiler geraten. Das ist schon besser als die alten Stromfresser, doch gerade im Sommer hat dieses System von der Leistung her keine Chance gegen die Solarthermie. Im Gegensatz zu den Wärmepumpenboilern erreicht diese nämlich die 60 Grad Temperatur spielend, welche es zur Bekämpfung der Legionellen braucht.

Bei Aussentemperaturen von 2 Grad komm die Trägerflüssigkeit bei Sonnenschein locker mit 50 Grad vom Dach herunter.

Unter dem Strich gar nicht so teuer

Im ersten Moment erscheint der Bau einer Solarwärme-Anlage teuer, vor allem in einem bestehenden Bau. Es ist zweifelslos einfacher eine Stromleitung vom Dach zu ziehen als Wasserleitungen. Trotzdem: Mein Sanitär sagt mir, dass eine sauber installierte Solarthermie-Anlage problemlos 30 Jahre funktioniert. Rechne ich bei mir in diesem Szenario die Kosten aus, so komme ich auf etwa 12 Rappen pro Kilowattstunde Wärme. Und das ist ja eigentlich nicht so schlecht. Mit meinen 12 Quadratmetern gilt die Anlage als überdimensioniert. Möglicherweise lassen sich die Produktionskosten mit weniger Fläche noch weiter reduzieren. Doch die Überhitzung im Sommer nehme ich persönlich gerne in Kauf, um auch im Winter bei Sonnenschein einen anständigen Ertrag zu erzielen. Bei mir gibt es noch einen anderen Nebeneffekt: Meine Wärmepumpe, die ich nur für die Heizung brauche, stelle ich im Sommer während vier Monaten ab. Wodurch sich deren Lebensleistung erhöhen sollte, was vermutlich aber Theorie bleiben wird, wenn ich an die dauernden Reparaturen denke.

Förderungen wären vorhanden

In der Schweiz geht rund die Hälfte des Endenergieverbrauchs auf Kosten der Wärme. Der grösste Teil davon wird immer noch mit Öl oder Erdgas produziert, nur ein Anteil im niedrigen Prozentbereich mit Solarthermie. Doch diese könnte mit der angestrebten Energiewende definitiv wichtiger werden. In Dänemark werden Solarthermieanlagen im Sommer bereits in grossem Rahmen für Fernwärmenetze eingesetzt. Andere interessante Bereiche wäre die Produktion von industrieller Prozesswärme oder die thermische Regeneration von Erdsonden. Viele Kantone fördern die Solarthermie mit Beiträgen respektive einem Steuerabzug. Wie bei der Photovoltaik bin ich allerdings der Meinung, dass es finanzielle Förderungen eigentlich gar nicht braucht. Es fehlt vor allem am Willen und eben immer mehr auch an Fachleuten, welche thermische Solaranlagen planen und ausführen können.

Ich bin happy mit meiner Thermischen. Inzwischen staune ich auch am heutigen frostigen Januartag darüber, wenn das Pümpchen schon nach wenigen Sonnenstrahlen zu surren beginnt, nachdem sich der Tau auf den Modulen verflüssigt hat. Am Abend werden dann in der unteren Hälfte des Speichers (500 Liter) 28 Grad mehr Solarwärme sein.

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