Die Solarfirma Meyer Burger will sich bei der Modulproduktion mehr auf den amerikanischen Markt konzentrieren. Damit droht die beabsichtigte Wiederansiedlung der Solarindustrie in Europa endgültig zu scheitern.
Befürchtet hatte ich es ja schon länger: Als Kleinaktionär von Meyer Burger erlebe ich seit Monaten die Erosion des Aktienkurses hautnah mit. Die Ankündigung respektive Androhung der Schliessung des erst gerade gebauten Produktionswerks von Meyer Burger in Deutschland führte zu einem weiteren Absturz der Aktie. Die Schuldigen an der Misere sind ausgemacht: «Ein starker Anstieg der chinesischen Produktionsüberkapazitäten sowie von Indien und den USA verhängte Handelsbeschränkungen führten im Jahr 2023 zu einem erheblichen Überangebot und einer beispiellosen Verzerrung auf dem europäischen Solarmarkt», schreibt Meyer Burger in einer Medienmitteilung. Und da war noch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, welches die Verwendung von 60 Milliarden Euro im Bundeshaushalt im Nachhinein für gesetzeswidrig erklärte. Ein Teil des Geldes hätte auch in den Ausbau der Solarindustrie fliessen sollen. Wie es hier weitergeht, ist unsicher.
Attraktiverer US-Markt
Das Unternehmen Meyer Burger will sich auch deshalb nun mehr auf den US-Markt konzentrieren, weil dort offenbar für die Solarindustrie fast schon paradiesische Verhältnisse herrschen sollen. Die Preise für Module sind dort noch hoch und die Fördertöpfe prall gefüllt: Versprochen sind in den nächsten Jahren im Rahmen des Inflation Reduction Acts (IRA) langfristige Unterstützungen von Investitions- und Produktionskosten bei Solarfabriken. Damit will die USA die zurzeit kaum bestehenden Fertigungskapazitäten deutlich ausbauen und Abhängigkeiten von Asien abbauen. Die Solarkomponenten aus China & Co. belegen die USA seit Jahren mit hohen Zöllen, weshalb diese zurzeit dort deutlich teurer sind als in Europa. Gut ist das alles vielleicht für Meyer Burger – und mein Aktienportfolio.
Was heisst das aber für Europa und die Schweiz? Das vorläufige Ende der vor drei Jahren im Sog der Corona- und Logistikkrise von der Politik grossmundig angekündigten «Wiederansiedlung» der europäischen Solarindustrie. Und: Unser Solarpark wird vorläufig weiterhin «Made in China» sein, was aber im Moment offenbar ganz gut funktioniert. Doch wer weiss, wie lange der Suez-Kanal noch offen bleibt?