Wer eine Photovoltaik-Anlage baut, erhält in der Schweiz Fördergelder. Damit sinkt die Amortisationszeit. Allerdings bewegt sich diese bei vielen Anlangen schon ohne die zusätzlichen Unterstützungen in einem vernünftigen Rahmen. Das Geld würde man deshalb besser für den dringend nötigen Ausbau des Stromnetzes verwenden.

Steigende Strompreise und sinkende Kosten für PV-Module: Das sind im Moment gerade die besten Argumente für den Bau der eigenen Solaranlage. Entsprechend findet in der Schweiz ein regelrechter Boom beim Bau von neuen PV-Anlagen statt. Bis vor wenigen Jahren rechnete man für den Bau einer Anlage mit einer Leistung von 10 kWp noch mit Kosten von rund 3500 Franken pro kWp. Heute liegen diese bei weniger als 2500 Franken. (kWp steht für Kilowattpeak und bezeichnet die maximale Leistung der PV-Module unter Standardbedingungen.) Bei den 2500 Franken sind die von der Allgemeinheit finanzierten Fördergelder wie beispielsweise die Einmalvergütung oder die Steuereinsparungen noch nicht eingerechnet. Zieht man diese auch noch ab, geht das Ganze dann schon gegen 2000 Franken pro kWp.

Schnellere Amortisation

Rechnen wir das Ganze einmal durch. Wir nehmen eine Aufdach-PV-Anlage mit einer im privaten Bereich üblichen Leistung von 10 kWp. Das gibt dann so ungefähr einen jährlichen Ertrag von 10’000 kWh Solarstrom. Davon nutzen wir einen Drittel – also die Menge von 3333 kWh – direkt vor Ort im Haus. Gemäss ElCom bezahlt ein Schweizer Privathaushalt in diesem Jahr 32 Rappen pro kWh Strom. Das heisst wir sparen mit dem Eigenverbrauch bereits damit jährlich rund CHF 1000.00 für Strom ein, den wir nicht einkaufen müssen. Nun haben wir noch 6666 kWh Strom, den wir verkaufen. In den meisten Regionen in der Schweiz gibt es hier mehr als 12 Rappen pro kWh, in diesem Fall also kommt noch einmal ein Verdienst von rund CHF 800.00 dazu.

Solaranlagen sind langfristig Cash-Cows

Summa summarum kommen da also CHF 1800.00 zusammen, davon ziehen wir noch jährliche Unterhaltskosten für die PV-Anlagen von sagen wir einmal ziemlich grosszügig CHF 400.00 ab. Mit dem übrigbleibenden Ertrag von CHF 1400.00 ist die Anlage bei Erstellungskosten von CHF 20000.00 in 14 Jahren amortisiert. Bei den Laufzeiten geht man von 25 Jahren aus, sie dürften aber im Normalfall noch deutlich länger Strom liefern. Die vermeintlich älteste Photovoltaik-Anlage in Europa steht im Tessin und gibt auch nach über 40 Jahren noch Strom. Mit anderen Worten: Nach 14 Jahren ist eine PV-Anlage definitiv auch finanziell nur noch ein Gewinn.

Grosse Anlagen sind schnell amortisiert

Ohne die Einmalvergütung würde sich die Dauer der Amortisierung im Beispiel auf 18 Jahre verlängern. Bei Laufzeiten von 25 Jahren bräuchte es diese Förderungen streng genommen also eigentlich gar nicht. Und hier sprechen wir bisher nur von den relativ kleinen Anlagen im privaten Bereich. Bei grösseren, industriellen Grossanlagen mit mehr als 100 kWp Leistung liegen die Kosten für die produzierte Kilowattstunde Solarstrom logischerweise tiefer. Sie kommen sogar oft deutlich im einstelligen Rappenbereich zu liegen. Auch wenn die Höhe der Fördergelder wie bei den kleineren Anlagen (KEIV) auch hier auf maximal 30 Prozent der Investitionskosten beschränkt ist und der ausgeschüttete Betrag pro kWp tiefer liegt, sind diese Anlagen bei den aktuellen Bedingungen ziemlich schnell amortisiert (GEIV). Dazu kommen noch Bonuszahlungen für beispielsweise vertikal angebrachte PV-Module an Fassaden oder Anlagen im Gebirge mit dem Ziel der Winterstromproduktion. Bei alpinen Anlagen weiss ich zwar nicht allzu viel über die Produktionskosten. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Einbetonieren von Stahlträgern in den Bergen schon ziemlich aufwändig ist. Und für Anlagen ohne Eigenverbrauch, welche auf Gedeih und Verderben vom bezahlten Marktpreis abhängig sind, sieht es möglicherweise finanziell auch etwas anders aus.

Fördergelder für Netzausbau verwenden

Trotz allem frage ich mich: Weshalb werden beim Bau von PV-Anlagen so üppig Fördergelder ausgeschüttet? Viele Anlagen würden wohl auch ohne diese gebaut. Es handelt sich um einen klassischen Mitnahme-Effekt. Die Stromkundschaft bezahlt das Ganze ja mit einem Netzzuschlag von 2.3 Rappen, den sie für jeden bezogene Kilowattstunde Strom bezahlt. Da würde also Entlastungspotenzial für die mit immer höheren Kosten belasteten Haushalte bestehen. Oder noch besser: Wie wäre es, dieses Geld für den Ausbau der Netzinfrastruktur einzusetzen? Denn irgendwie muss künftig ja der dezentral produzierte Solarstrom in den gewünschten grossen Mengen transportiert werden können.

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