Am Bodensee setzt ein Deutscher Gemüsegärtner auf solare Prozesswärme. Ohne Subventionen wäre die Anlage aber zu teuer gewesen. In der Schweiz gibt es nur Förderungen für kleine Hausanlagen.

Gemüsegärtner Thomas Kessler beheizt und entfeuchtet seine Gewächshäuser mit Solarthermie.

Wenn Gemüsegärtner Thomas Kessler aus Bohlingen (D) jeweils die Sonne auf den Kopf brannte, dachte er sich: Schade eigentlich, dass man diese Energie nicht für die Entfeuchtung der Gewächshäuser nutzen kann. Stattdessen betrieb er eine Stückholzfeuerung, was ja aus Sicht des CO2-Ausstosses eigentlich auch nicht so schlecht war. Die Nutzung der Solarthermie blieb so lange ein Traum, bis er den österreichischen Kollektorhersteller Martin Winkler traf. Dieser machte ihn auf ein neues Förderprogramm in Deutschland aufmerksam, das für grosse Prozesswärmeanlagen aus Solarenergie die Hälfte der Netto-Investitionssumme übernahm. «Erst mit dieser Unterstützung wurde das Projekt für mich realistisch», sagt der Demeter-Gemüsegärtner. Die Kosten für die gesamte Anlage beliefen sich so für ihn auf etwa 560 000 Euro.

Zum bereits bestehenden freistehenden 30000-Liter-Pufferspeicher kamen zwei weitere mit je 42 m3 respektive 50 m3 Volumen dazu.

Solarkollektoren auf der Wiese

Im letzten Jahr war es dann soweit. Auf der Wiese neben seinen Gewächshäusern wurden 960 m2 Hochleistungs-Flachkollektoren der Firma Winkler Solar GmbH in Feldkirch (A) aufgestellt. Auf einem Boden übrigens, auf dem zuvor keine vernünftigen Kulturen wuchsen, sagt Kessler. Es ging deshalb kein Kulturland verloren. Wegen den speziellen Bodenverhältnissen musste die Konstruktion gar in 2.40 Meter Tiefe gerammt werden. Zum bereits bestehenden freistehenden 30 000-Liter-Pufferspeicher kamen zwei weitere mit je 42 m3 respektive 50 mVolumen dazu. Sie stehen aus Platzgründen im Freien zwischen den Gewächshäusern. Während dem Tag nehmen die beiden neuen Speicher nur Solarwärme bis auf eine Temperatur von 80 Grad auf. Der alte Speicher wird nach Bedarf zusätzlich mit dem Holzkessel gespeist. Die gesamte Wärme wird zur Beheizung und Entfeuchtung der rund 7000 m2 Folien –und Glasgewächshäuser sowie für die Wohnhäuser und Unterkünfte genutzt.

Auf dem Bildschirm im Büro kann Kessler in Echtzeit verfolgen, wie viel Wärme gerade in den Tanks steckt. Im Sommer nutzt er sie vor allem zur Entfeuchtung der Gewächshäuser. Dafür benötigt er auch während der Nacht rund 40 Grad warmes Wasser. Diese Temperatur erreiche die Sonne an einem sonnigen Tag sehr schnell. Dieses niedrigtemperierte Wasser wird im unteren Bereich des Speichers entnommen, das 70 Grad heisse Wasser für die Beheizung hingegen am höchsten Punkt.

Preislich sei die Wärme aus der Solaranlage trotz staatlicher Stützung noch etwas teurer als die Stückholzfeuerung, sagt Kessler. Doch für ihn ist nicht nur die Wirtschaftlichkeit entscheidend: «Als überzeugter Demeter-Gemüsegärtner ist es mir einfach auch wichtig, dass die verwendete Energie möglichst erneuerbar und sauber ist.» Und das System funktioniere gut. In den warmen Monaten kam er im letzten Jahr praktisch immer mit der Solarwärme aus. Zwischen Mai und August liegt der tägliche Ertrag zwischen 2000 und 3800 Kilowattstunden. Und auch in diesem Jahr sehe es gut aus mit der Stromausbeute.

Die Entfeuchtung scheint zu funktionieren.

Fehlende Subventionen in der Schweiz

Obwohl die Nutzung von Solarwärme eigentlich gerade in Gewächshäusern prädestiniert wäre für die umweltfreundliche Entfeuchtung ist Kessler seines Wissens bislang der einzige Gemüsegärtner, der so eine Anlage im grösseren Stil erstellt hat. «Eigentlich wundert es mich, dass sich noch kein einziger Berufskollege bei mir über die Solaranlage informiert hat, obwohl solche in Deutschland stark gefördert werden», sagt er etwas erstaunt. Und wie sieht es in der Schweiz aus? Die Idee einer solaren Beheizung von Treibhäusern sei zwar interessant, sagt José Martin des Branchenverbandes Swisssolar. Es gebe aber zurzeit kein Instrument oder ein Programm zur Unterstützung von grossen Solarwärme-Anlagen. Ohne Subventionen ist solare Prozesswärme in der Schweiz zurzeit aber zu teuer.

Publiziert in «Der Gemüsebau»

By David

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