Seit diesem Jahr erlaubt das Schweizer Gesetz den virtuellen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (vZEV) von Solarstrom. Damit sich das lohnt, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Bei mir waren es leider zu wenige.
Mit dem Frühling ist auch bei mir wieder der Solarstrom-Überschuss um die Mittagszeit da. Die Autobatterie ist dann meistens schon geladen und Warmwasser mache ich sowieso solarthermisch. Wohin also mit dem überschüssigen Strom? Zum einen ins Netz liefern, der Rückliefertarif ist mit 9.90 Rappen pro Kilowattstunde noch knapp akzeptabel. Doch dieser wird langfristig eher noch tiefer ausfallen. Oder in Überschusssituationen möglicherweise gar nicht mehr bezahlt werden. Denn es droht eine Netzüberlastung an sonnigen Sommertagen wegen zu viel Solarstrom. Mit einer Batterie liesse sich der Überschuss für die Verwendung beispielsweise in der Nacht speichern. Doch wirtschaftlich lohnt sich das bei mir nicht. Seit diesem Jahr erlaubt der Gesetzgeber den virtuellen Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (vZEV). Das heisst: Ich könnte meinen überschüssigen Solarstrom im Vergleich zu früher «unkomplizierter» an meine Nachbarn verkaufen. Deshalb fragte ich bei meinem örtlichen Energieversorger EWS Energie AG an, ob das für mich möglich wäre.
Überrumpeltes Stromversorgungsunternehmen
Nach längerem Suchen auf der Website stiess ich auf eine entsprechende Kontaktadresse. Meine Fragen: Welche Möglichkeiten bieten sich mir mit meiner 14.5 kWp-Anlage, um ein vZEV zu betreiben? Erfülle ich die Voraussetzungen? Was würde mich das kosten? Allerdings waren das offenbar ein bisschen viele Fragen auf einmal. Die Kontaktperson versprach mir eine Antwort innerhalb von zwei Wochen. Nach vier Wochen hackte ich noch einmal nach. Nun war eine neue Person dafür zuständig. Diese nahm sich meinem Fall dann tatsächlich an. Die Antwort viel etwas ernüchternd für mich aus: Denn leider kommen nur mein Mieter und der Nachbar als künftige Strom-Abnehmer in Frage.
Neubau leider nicht dabei
Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass das vis-à-vis zurzeit im Bau befindende Mehrfamilienhaus auch dazu gehören könnte. So hätte ich eventuell ein interessantes Geschäft machen können: Der Preis liegt nur leicht tiefer als der übliche Strompreis von aktuell 13.30 Rappen pro Kilowattstunde (ohne Netzgebühr logischerweise). Damit würde ich wohl künftig trotzdem deutlich mehr als die Einspeisevergütung erhalten. Doch eben: Hätte, hätte, Fahrradkette.
Netzanschlusspunkt ist entscheidend
Entscheidend für einen vZEV ist der Netzanschlusspunkt, an dem die Netznutzer mit dem öffentlichen Verteilnetz verbunden sind und an dem noch andere Parteien angeschlossen sind. In meinem Fall sind es eben nur zwei Hausteile. Das Stromnetz ist hier historisch gewachsen, respektive hinkt einer Modernisierung wohl auch ein bisschen nach. Trotzdem wäre für mich allenfalls der Elektro-Boiler des Nachbarn interessant. Ich könnte den Solarmanager zum Beispiel so programmieren, dass dieser um die Mittagszeit mit meinem Solarstrom geladen wird. Nun ja, gehen wir einmal von 2000 kWh aus, die ich ihm so vielleicht verkaufen könnte. Dann würden rund 200 Franken pro Jahr herausschauen.
Hohe administrative Hürden
Ein grosses Geschäft sieht anders aus. Und vor allem kommen hier ja noch Administrationskosten des Energieversorgers dazu, deren Höhe dieser allerdings noch gar nicht kennt. Eine zusätzliche Abrechnungssoftware wie zevvy müsste auch noch her. Zu guter Letzt müsste ich ja noch den Nachbarn davon überzeugen, dass das eine gute Sache wäre. Obwohl der Solarstrompreis für diesen zwar immer unter dem des örtlichen Stromversorgers liegen würde; ich bin mir gar nicht so sicher, ob er sich darauf einlassen würde.
Nichts für mich, aber für andere schon
Das Fazit deshalb für mich: der vZEV ist für mich persönlich mit zu viel Aufwand verbunden. Das heisst aber nicht, dass ein vZEV für andere Solaranlagen-Betreiber uninteressant ist. Insbesondere in neu erstellten Quartieren könnten diese bald zum Standard werden. Es würde helfen, um die Nutzung von Solarstrom vor Ort besser zu nutzen und das Netz zu entlasten. Und um das geht es letztlich ja.