Peter Kistler vor Solarstrom-Batterie.

Auf Gemüsebaubetrieben ist der Eigenverbrauchsanteil des eigenen Solarstroms oft hoch. Viele machen sich auch deshalb Gedanken über einen Speicher. Gemüsegärtner Peter Kistler speichert in seinen Batterien künftig über 2500 Kilowattstunden Solarstrom.

Wer auf der A3 zwischen Zürich und Chur unterwegs ist, kennt die 400 Quadratmeter grosse Solar-Fassade in Reichenburg SZ. Das Plakat «Kistler Gemüsebau AG» ein paar Meter weiter klärt auf, zu wem die Solaranlage gehört. Angefangen hat es bei Gemüsegärtner Peter Kistler vor 13 Jahren mit dem Bau einer ersten Solaranlage. Damals noch mit einer hohen kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV), die er bis heute bezieht. Schnell erkannte er das Potenzial der Solarenergie für seinen Betrieb und baute die Flächen kontinuierlich aus. Heute kommt er auf eine Leistung von 1000 kWp. Die rekordhohen Strompreise vor drei Jahren befeuerten das Ganze zusätzlich. Sie waren für Peter Kistler ein Schock. Deshalb war für ihn klar: Der Betrieb muss die Energieversorgung in die eigenen Hände nehmen. Sein Schlüssel dazu ist die Solarenergie. Am Ende steht die Vision der energieautarken Gemüsegärtnerei. Das Projekt dazu mit zehn Hektaren Gewächshausfläche hat von den Behörden bereits grünes Licht erhalten. Jetzt stehen dem Baustart noch ein paar Einwände von Verbänden im Weg. Die Vision gedeiht inzwischen weiter: Im Herbst installierte Peter Kistler eine Batterie, die 470 Kilowattstunden Solarstrom speichern kann. 

Vertikal montierte Solarmodule bei Peter Kistler.
Der Gemüsebaubetrieb von Peter Kistler ist voll auf Solarenergie ausgerichtet.

Über Internet in China fündig geworden

Peter Kistler suchte auf Google eine möglichst günstige Batterie und stiess dabei auf den Anbieter «Renepoly» aus China. Dieser war bereit, die industrielle Lithium-Eisenphosphat-Batterie für rund 85000 Dollar direkt auf den Betrieb in der Schweiz zu liefern. Der Preis ist im Vergleich zu sonst angeboteten Batterien mit Kosten von rund 150 Franken pro Kilowattstunde Speicher tief. Die Bedingung des Herstellers war aber: Hundert Prozent Vorausbezahlung. «Das Risiko für einen solchen Internetkauf bei einer mir unbekannten Firma war mir zuerst zu gross», sagt Kistler. Zwei Monate später meldete sich die Firma und schlug ein Treffen in Reichenburg vor. Dort konnten die Chinesen den Schweizer Gemüsegärtner schliesslich überzeugen. Dieser schmunzelt: «Jede von mir nachgefragte verlangte Anforderung der Batterie nickten sie ab.» Im letzten Herbst kam die drei Tonnen schwere Batterie per Camion aus Rotterdam an. Die Installation im bereits vorhandenen geschlossenen Raum sei einfach gewesen. Die Batterie musste nur an die Hauptleitung angeschlossen und mit Zählern ausgerüstet werden. Die Speicherkapazität beträgt 470 kWh. Nach den ersten Betriebs-Monaten ist Kistler begeistert von der Batterie aus China: «Sie funktioniert einwandfrei.»

Batterie auf Basis Lithium-Eisenphosphat (LiFePO4).
Die Batterie aus China kann 470 Kilowattstunden Solarstrom speichern.

Batterie bricht Spitzenlasten

Peter Kistler hat seit drei Jahren keinen Vertrag mehr mit einem Elektrizitätsversorger, sondern ist direkt an die Strombörse angeschlossen. Die Leitungskapazität beträgt 175 Kilowatt, abgerechnet wird im 15 Minuten Takt zu effektiven Börsenpreisen. Die Preisschwankungen bewegten sich jeden Tag ähnlich, erklärt Kistler. Entsprechend lasse sich die Batterie programmieren. Beim Peak am Morgen zwischen 6 und 9 Uhr mit hohen Börsenpreisen kommt der Strom bei ihm aus der Batterie mit dem selbst produzierten gespeicherten Solarstrom. Um die Mittagszeit droht zudem eine zu hohe Netzspannung, welche eine Reduktion der Leistung der Wechselrichter auslöst. «Um das zu verhindern, fliesst der überschüssige Strom dann in die Batterie.» Zudem nutzt er die Batterie, um die Lastspitzen beim externen Strombezug zu brechen. «Sobald dieser 100 Kilowatt übersteigt, kommt der Strom aus der Batterie und bricht so die teuren Spitzenlasten», erklärt er. So sei die Batterie auf dem Betrieb schnell amortisiert. 

Transparentes Solarmodul-Dach.
Auf dem Betrieb von Peter Kistler gibt es kaum eine Fläche, die nicht mit Solarmodulen bedeckt ist.

Im Juni kommt nun die nächste Fracht aus China in Reichenburg an, mit einer weiteren Batterie und einer Kapazität von zusätzlichen 2100 kWh. Peter Kistler ist zufrieden: «Mit mehr Speicherkapazität kann ich das Ganze perfektionieren». Er kommt so seinem Ziel der vollständigen Energieunabhängigkeit für seine Gärtnerei einen weiteren Schritt näher. 

Dieser Text ist in der Schweizer Fachzeitschrift «Der Gemüsebau» erschienen.

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