Investitionen in Photovoltaikmodule zahlen sich für Obstbaubetriebe aus, wenn der Strom gleich vor Ort genutzt wird. Bei Urs Grunder beträgt der Eigenverbrauchsanteil dank Batterie bis zu 70 Prozent.

Die Kirschenernte fällt in diesem Jahr auch bei Obstproduzent Urs Grunder im bernischen Zäziwil üppig aus. Um die Früchte länger haltbar zu machen, packt er sie speziell in Plastik ein und lagert sie bei tiefen Temperaturen im eigenen CA-Lager. «Der Stromverbrauch steigt dann sofort in die Höhe», sagt der Direktvermarkter. Besonders bei der Hitze, die an diesem Tag Anfang August die ganze Schweiz kaum atmen lässt. Die hohe Stromrechnung auf seinem Betrieb war ein Grund, weshalb er sich für den Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Dach der Maschinenabstellhalle entschied. «Zudem rentiert diese besser als Geld, das mit mickrigen Zinsen auf der Bank liegt», sagt er.

Auf Eigenverbrauch optimiert

Seit diesem Frühling also fliesst der Strom vom 375 Quadratmetern grossen Solardach ins interne Verteilnetz und versorgt vor Ort zeitgleich seine Anlagen, das Wohnhaus sowie die beiden Mietwohnungen mit eigenem Solarstrom. Nur der Überschuss wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Urs Grunder ist ein sogenannter «Eigenverbraucher». Die Idee: Je mehr eigenen Strom er selbst nutzt, desto weniger muss er beim örtlichen Stromanbieter teuer einkaufen. Das lohnt sich vor allem für Betriebe, die während dem Tag einen hohen Stromverbrauch aufweisen, wie beispielsweise eben Obstbaubetriebe mit Kühlräumen. Auf dem Dach in Zäziwil wurden spezielle Dünnschichtmodule installiert. Diese produzieren im Vergleich zu herkömmlichen kristallinen Modulen auch bei diffusem Licht anständig Strom, also auch bei Bewölkung. Die speziellen Solarzellen sind rund ein Drittel teurer, sollten dafür aber auch entsprechend mehr Ertrag bringen.

Dank der 40 kW-Solarbatterie kann Grunder den Eigenverbrauchsanteil erhöhen.
Mit Batterie mehr Eigenverbrauch

Die Fenaco-Tochterfirma Solvatec AG plante und erstellte die Anlage von Urs Grunder. Die Experten rieten ihm zur Installation eines Batteriespeichers, mit dem sich der Eigenverbrauchsanteil auf bis zu 70 Prozent erhöhen lässt. In seinem Fall bedeutet das: über 10’000 Franken weniger Strombezugskosten. Für die mannsgrosse Batterie musste er einen eigenen Raum einrichten, der spezielle Brandschutzvorschriften erfüllt. Der Strom vom Dach fliesst zuerst von den Solarmodulen in die Lithiumbatterie, die bis zu 40 Kilowattstunden Strom speichern kann. Von dort geht der Strom über die Wechselrichter ins Netz des Hofes oder in Überschuss-Situationen ins öffentliche Netz. Diese in der Schweiz noch relativ neue Batterielösung mit integrierten Wechselrichtern hat den Vorteil, dass auch ein Inselbetrieb möglich ist. Das heisst: Bei einem Stromausfall entsteht kein Unterbruch, sondern die Batterie versorgt den Kühlraum und die anderen Hausinstallationen weiterhin mit Strom. Die Speicherlösung kostet in seinem Fall rund 40000 Franken.

Eigenleistung und Einmalvergütung

Die Anlage mit einer Nennleistung von 56 kWp kostete rund 152’000 Franken. Dabei erbrachte Urs Grunder mit seinem Sohn und baldigen Hofnachfolger Fabian einige Eigenleistungen. «Wir stellten unter anderem das Gerüst und montierten die Rahmen für die Module auf dem Dach.» Er profitiert von der im Rahmen des Förderprogramms für erneuerbare Energien des Bundes gewährte Einmalvergütung (EIV), in seinem Fall rund 25000 Franken. Zudem übernahm Fenaco die Hälfte der Batteriekosten im Sinne eines Förderbeitrags für landwirtschaftliche Solaranlagen. Die Fenaco Genossenschaft hat sich auf die Fahne geschrieben, die Schweizer Landwirte bei der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Unternehmen zu unterstützen.

Für die beiden Mietwohnungen gründete der Obstproduzent eine Eigenverbrauchergemeinschaft. Diese ist rechtlich vorgeschrieben, wenn der eigene Solarstrom von Mietern auf dem gleichen Areal verbraucht werden soll, diese müssen ihr Einverständnis geben. «Das war aber kein Problem, denn mit einem Kilowattpreis von 25 Rappen fahren sie deutlich günstiger als bisher mit dem Strom vom örtlichen Stromanbieter», sagt Grunder. Ihm helfen die Einnahmen zusätzlich, die Anlagekosten zu amortisieren. Mit dieser rechnet er in spätestens 15 Jahren.

Den Solarstrom braucht er direkt vor Ort, wie beispielsweise für das CA-Lager.
Klimaneutraler Obstbaubetrieb

Pro Jahr sollte die Anlage gemäss Berechnungen des Anbieters rund 57’300 Kilowattstunden Solarstrom produzieren. «Damit wäre der Jahresverbrauch von Strom auf dem ganzen Betrieb inklusive Mietwohnungen gedeckt», sagt Grunder. Geheizt wird seit jeher mit Holz aus dem eigenen Wald, zudem baute er bereits vor acht Jahren eine thermische Solaranlage, die während einem grossen Teil des Jahres heisses Wasser produziert und in der Übergangsphase zusätzlich zum Heizen verwendet wird. Stolz stellt Grunder deshalb fest: «Dank der Photovoltaikanlage produzieren und leben wir hier nun eigentlich vollständig klimaneutral.»

Publiziert in «Schweizer Obst»

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