Die Pandemie und der Krieg in Europa puschen die Solarstrom-Produktion.

Die Schweiz ist im Krisenmodus. Die Pandemie und jetzt der Ukraine-Krieg haben vielen von uns vor Augen geführt, in welche brutale Abhängigkeit wir uns in den letzten Jahrzehnten vom Ausland begeben haben. Insbesondere natürlich, was Gas und Öl anbetrifft. «Von dieser Abhängigkeit müssen wir rasch wegkommen», sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga in dieser Woche an der 20. Nationalen Photovoltaik-Tagung in Bern. Recht hat sie. Und es ist eigentlich ziemlich erstaunlich, welche Dynamik sich gerade entwickelt. Zum einen sehe ich das beispielsweise in den Baugesuchen meiner Gemeinde, wo wöchentlich Wärmepumpen als Ersatz für Ölheizungen publiziert werden. Oder wenn Tesla zum meistverkauften Auto in der Schweiz wird.

Doch für mich besonders bemerkenswert ist die Zunahme der neu angemeldeten Photovoltaik-Projekte: Alleine im ersten Quartal waren es 60 Prozent mehr Leistung als in der gleichen Vorjahresperiode. Und damit begibt sich die Photovoltaik auf einen Pfad, der die noch vor wenigen Jahren als Träumerei von Ideologen verschriene Solarenergie definitiv zum Eckpfeiler der künftigen Energieversorgung in der Schweiz macht. Wenn das in diesem Rhythmus weitergeht, sind die vom Fachverband Swissolar von der Politik verlangten jährlichen Zubauraten von 2 Gigawattleistung plötzlich sehr realistisch. Auch weil ab nächstem Jahr neue Fördermassnahmen dazukommen: Beispielsweise profitieren grosse Solaranlagen ohne Eigenverbrauch, die den Strom ausschliesslich ins Netz liefern, von grosszügigen Unterstützungsgeldern von bis zu 60 Prozent der Investitionskosten.

Doch getrieben ist der Boom wohl vor allem durch die Preisexplosion bei fossilen Energieträgern aber auch beim Strom. Ich habe von einem Beispiel in der Ostschweiz gehört, wo ein Landwirt plötzlich zehn Rappen mehr für die Kilowattstunde Strom zu bezahlen hatte. Es ist klar, dass hier der Solarteur die nächste Adresse ist. Denn der selbst produzierte Solarstrom wird günstiger sein, vor allem auch weil der Bauer diesen für die Milchkühlung selber vor Ort verbrauchen kann. Und das ohne die unberechenbaren Preisschwankungen des Strommarktes. Mit den tendenziell höheren Strompreisen wird für ihn aber auch die Einspeisung von überschüssigem Strom ins öffentliche Netz eher interessanter, denn irgendeinmal müssen die Stromversorgungsunternehmen die zurzeit noch moderaten Abnahmepreise ja der Aktualität anpassen.

Alles in allem sieht es also ziemlich rosig aus für die Solarbranche. Doch der Erfolg birgt auch neue grosse Herausforderungen. Die Netze müssen für die neuen dezentralen Elektroströme eingerichtet werden sowie Speichertechnologien praxistauglich gemacht werden. Ein grosses Fragezeichen steht hinter der Sicherung der Stromversorgung im Winter. Und der Fachkräftemangel ist in allen betroffenen Branchen gravierend. Alleine die Solarbranche braucht in den nächsten Jahren 15’000 neue Leute, die auf dem Dach und in den Planungsbüros anpacken. Dazu kommt auch hier die grosse Abhängigkeit vom (fernen) Ausland bei den Solarzellen. Ein Handelsboykott mit China kann man sich auf jeden Fall nicht leisten!

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