Wasserstoff lässt sich gut als Energiereserve oder Treibstoff speichern.

Plötzlich wollen alle Solaranlagen! Sollten die Strompreise im nächsten Jahr wie angekündigt weiter steigen, dürfte das einen zusätzlichen Kick geben. Doch es gibt ein Problem: Strom macht in der Schweiz nur rund ein Viertel des Energieverbrauchs aus. Es geht also auch um den grossen Rest, der heute noch vor allem in Form von Gas und Erdöl in Fahrzeugen und Heizungen verschwindet. Diesen vollständig durch erneuerbare Energien zu ersetzen, ist sehr ambitioniert. Die Idee im Moment: Autos sollen mit Batterien herumfahren und Häuser mit Wärmepumpen heizen. Doch dazu braucht es viel Strom.

Wasserstoff wird unterschätzt

Noch wenig salonfähig als Energieträger ist Wasserstoff. Obwohl dieser monatelang gespeichert und bei Bedarf zur Stromproduktion oder als E-Fuels für Fahrzeuge verwendet werden könnte. Er gilt als zu teuer und bemängelt wird der schlechte Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Wasser per Elektrolyseur in Wasserstoff und Sauerstoff. Doch ich glaube, dass sich das gerade ein bisschen ändert. An der Intersolar in München in diesem Frühling war Wasserstoff auf jeden Fall schon ein ziemlich grosses Thema. Und vor allem in skandinavischen Ländern scheint man bereits einen Schritt weiter zu sein, wo Wasserstoff beispielsweise mit Strom aus Windanlagen vor der Küste bereits im grossen Stil hergestellt wird. Mit dem massiven Ausbau von Wind- und Solarenergie wird es vor allem im Sommer in Europa viel überschüssigen Solarstrom geben. Das gilt auch für die Schweiz, falls man die Solaranlagenkapazitäten dereinst noch mehr auf die Winterstromproduktion auslegen sollte. Im Sommer drohen dann Überschüsse und Netzüberlastungen. Und genau dann würde die Stunde der Elektrolyseure schlagen. Selbst bei hohen Wirkungsverlusten – von der im Prozess eingesetzten Energie bleiben am Ende maximal 20 Prozent übrig –, ist es dann immer noch besser, den Überschussstrom für die Herstellung von Wasserstoff zu verwenden, als Solaranlagen vorübergehend abzustellen. Wasserstoff könnte so in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Netzstabilität einnehmen. Auch umgekehrt, wenn er beispielsweise bei einer Strom-Mangelsituation mit einer Brennstoffzelle wieder zu Strom gemacht wird.

Für Lastwagen und Flugzeuge

Doch mittelfristig interessanter dürfte die Verwendung von Wasserstoff oder damit produzierten E-Fuels vor allem für den Antrieb grosser Transporteinheiten wie Lastwagen, Flugzeugen oder Schiffen interessant sein. Da es hier grosse Mengen braucht, lohnt sich auch eher eine Produktion. Die Schweizer Firma H2energy beweist übrigens schon heute, dass es auch in der Schweiz rentiert, Lastwagen mit Wasserstoff zu betreiben. «Wir konnten zeigen, dass der Betrieb etwa gleich teuer war, wie bei konventionellen Lastwagen», sagte Rolf Huber von H2Energy an der diesjährigen Nationalen Photovoltaik-Tagung in Bern. Die Wasserstoffproduktion geschieht mit Strom aus einem Laufkraftwerk. Wasserstoff sei ein idealer Ersatz für fossile Treibstoffe. Und solche werde es auch weiterhin brauchen, da nicht alles mit Strom lösbar sei, sagte Huber.

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