Ab dem nächsten Jahr liefere ich meinen Solarstrom in den Nachbarkanton zur CKW, die mir dafür einen deutlich besseren Preis bezahlt als der örtliche Anbieter. Das Ganze ist zwar mit Risiken behaftet. Doch erhoffe ich mir davon, dass mehr Dynamik bei den Rückliefertarifen für Solarstrom entsteht.

Seit Jahren nerve ich mich über die mickrigen Abnahmepreise, den mir der örtliche Stromversorger EWS Energie AG für meinen Solarstrom bezahlt. In diesem Jahr waren das gerade einmal 8.5 Rappen inklusive Herkunftsnachweis pro kWh. Immerhin steigt der Abnahmepreis im nächsten Jahr auf 11.9 Rappen. Dabei muss fairerweise auch erwähnt werden, dass der Strompreis im Vergleich zu anderen Regionen mit 22.7 Rappen pro kWh auch im nächsten Jahr weiterhin relativ moderat ausfällt. Trotzdem: Irgendwie fehlt mir hier ein ernsthaftes Bekenntnis zur örtlichen Solarstromproduktion. Da kam mir im Oktober ein Artikel in der Bauernzeitung gerade recht, der von der Offensive der Zentralschweizer CKW berichtete. Diese offerierte 31 Rappen pro kWh Solarstrom auch für Anbieter ausserhalb des Versorgungsgebiets. Konnte das tatsächlich sein? Geht das rein rechtlich überhaupt? Offenbar ja.

Risiken abwägen

Ein Klick auf die CKW-Homepage und da lachte mich das lukrative Angebot bereits an. Die CKW vergütet den Solarstrom anhand des Referenzmarktpreises für Photovoltaikanlagen, den das Bundesamt für Energie (BFE) anhand der Strombörse (Swissix) jeweils für ein Quartal berechnet. Die Preise gingen dort bekanntlich in diesem Jahr durch die Decke, was die hohen Abnahmepreise der CKW erklärt. Für Solarstromproduzenten ausserhalb des Versorgungsgebietes zieht die CKW zwar 8 Rappen als Administrationsgebühr ab – für was auch immer. Festgelegt werden die Preise nachträglich quartalsweise. Natürlich besteht da ein Risiko: Was, wenn der Strompreis an der Börse auf 10 Rappen sinkt? Dann gäbe es für meinen Solarstrom gerade noch 2 Rappen. Gemäss Energiedashboard Schweiz lag der Preis Mitte Dezember bei über 40 Rp pro kWh. Pendelt er sich bei 20 Rappen ein, was ich für realistisch halte, dann komme ich auf etwa gleich viel, wie der von EWS-Energie offerierte Preis. Und da man nach drei Monaten bei der CKW wieder aussteigen kann, ging ich das Risiko schliesslich ein. Das Formular war schnell ausgefüllt, das verlangte Smartmeter zur Lastgangmessung installierte mir netterweise der Zuständige der EWS-Energie, weil er zufälligerweise für die Abnahme der neuinstallierten Wallbox für das E-Auto bei mir vor Ort war.

Überforderte CKW

Innerhalb von zwei Wochen sollte der Wechsel über die Bühne gehen, schrieb die CKW. Nun ja, das klappte bei mir schon einmal nicht. Offenbar ist die CKW von Anfragen aus der ganzen Schweiz überrannt worden, hört man von verschiedenen Seiten. Auch bei der EWS Energie AG wunderte man sich über zahlreiche Wechselgesuche von örtlichen Solaranlagen-Betreibern. Nach acht Wochen fragte ich einmal bei der CKW nach, wie es nun aussieht. Diese schob den Schwarzen Peter zur EWS-Energie AG, welche bisher nicht auf die Anfrage geantwortet habe. Diese reichte ihn allerdings gerade wieder in die Zentralschweiz zurück, der Wechselprozess auf das neue Jahr sei eingerichtet worden und die Meldung an die CKW getätigt worden. Nun ja: Sieht nach Chaos aus. Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass es trotzdem klappt. Mein örtlicher Stromversorger tut mir zwar ein bisschen Leid, weil er dank einer klugen Geschäftspolitik die Strompreise für nächstes Jahr nur moderat anheben musste. Für mich ergibt sich absurderweise nun vielleicht sogar die Situation, dass sich der Eigenverbrauch nicht mehr lohnt. Der Kopf gibt mir zwar nicht zu, mein Auto mit dem günstigeren Strom aus dem Netz während der Nacht zu laden und den Solarstrom dafür am Tag teurer zu verkaufen. Trotzdem finde ich die CKW-Aktion spannend, weil sie Dynamik in den Solarstrommarkt bringt. Ich werde nun künftig vermehrt gespannt auf die Börsenpreise schauen. Ob das cool ist, wird sich zeigen. Vermutlich die bessere Option wären national einheitliche Rückliefertarife, idealerweise abgestützt auf den Referenzmarktpreis des BFE.

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