Sollen Berghänge wirklich mit PV-Anlagen bebaut werden? Ich finde nicht. Wenn bereits bestehende Skigebiete alpine Solaranlagen auf Bergweiden planen, ist das noch eher vertretbar.
Die befürchtete Strommangellage fand in der Schweiz in diesem Winter nicht statt und auch die Strompreise haben sich wieder etwas normalisiert. Das warme Wetter hat uns da vorerst in die Karten gespielt. Doch der Courant normal wird so schnell nicht eintreten. Bereits fehlt es wieder an Wasser von oben und wegen den geringen Schneemengen in den Alpen auch an Schmelzwasser. Ob das Wasser von den schwindenden Gletschern ausreicht, um die Stauseen in diesem Jahr für den kommenden Winter zu füllen, werden wir sehen. Die sowieso mittelfristig absehbare Stromlücke im Winter wird Thema bleiben. Wahre Wunder verspricht man sich hier vom Bau alpiner Solaranlagen in der freien Landschaft. Die Argumente: Die Erträge in den Alpen sind im Winter höher als im nebligen Flachland, weil die Sonneneinstrahlung intensiver und die Temperaturen kühler sind, was die Modulerträge begünstigt. Die vertikal aufgestellten, bifazialen Panele produzieren zudem auch auf der Rückseite Strom, was den Wirkungsgrad erhöht. Zudem wirkt beim Schnee der Albedo-Effekt. Spanische Erträge sollen dank der bevorzugten Lage von Alpinen Photovoltaikmodulen möglich sein, lässt sich Solarexperte Thomas Nordmann in der Zeitschrift Hochparterre zitieren.
Bis zu 60 Prozent Fördergelder
Die Euphorie für den Solarstrom aus den Bergen ist gross – auch beim Bund. So sollen die Investitionskosten solcher Anlagen künftig mit bis zu 60 Prozent öffentlichen Geldern gedeckt werden. Für grosses mediales Interesse sorgten im letzten Jahr die beiden Walliser «Monster»-Projekte in Grengiols und Gondo. Im Schatten der emotionalen «Blackout»-Diskussionen hatte es die Gegnerschaft hier vorerst schwer, doch sie formiert sich langsam, aber sicher. Dabei geht es nicht nur um grundsätzliche Bedenken vor einem weiteren menschlichen Eingriff in die Berglandschaft mit dem Aufstellen von alpinen Solarparks. Es gibt noch andere Kritikpunkte: So dürfte der Bau in hochalpinen, schlecht erschlossenen Gebieten sehr aufwändig sein. Tonnen von Stahl müssen irgendwie auf den Berg kommen und ohne Beton wird es auch nicht gehen. Denn die Module müssen widrigsten Wetterbedingungen standhalten können. Es braucht zusätzliche Stromleitungen und dabei ist nicht einmal sicher, ob die bestehende Strominfrastruktur ausreicht, um den alpinen Solarstrom weiter ins Flachland zu transportieren. Und das wäre ja eigentlich das Ziel.
Skigebiete wittern Geschäft
Im ganzen Alpinen Solar Hype sind nun auch noch die Skigebiete auf den Geschmack gekommen. Für diese scheint sich hier gerade ein – wegen zunehmendem Schneemangel dringend gesuchtes – neues Geschäftsfeld zu eröffnen. Aus dem Saanenland waren in den Medien im Rahmen des Projektes «SolSarine» erste Visualisierungen mit weidenden Kühen zwischen und unter aufgeständerten Solarmodulen auf Bergweiden zu sehen. Ähnliche Projekte sollen auch in den anderen Skiregionen geplant sein. Meine Meinung hier: Die Skigebiete sind schon so weit verschandelt, dass mir hier der Eingriff in die Natur vertretbar erscheint. Zudem sind die Strassen für den Transport bereits vorhanden, die Strominfrastruktur ebenfalls. Störend finde ich einzig die Höhe der Subventionen. Aber grundsätzlich finde ich, dass für die Bergregionen das gleiche gelten soll, wie im Unterland: Zuerst die bestehenden Flächen auf Gebäuden oder über Infrastruktur mit Photovoltaik überbauen, bevor man ins Freiland geht! Ich persönlich stelle immer noch fest: Rund um mein Haus werden zurzeit neue Mehrfamilienhäuser mit Flächdächern hochgezogen, kaum eines hat Solarmodule verbaut.
Man kann auch übertreiben. Es gibt so viele freie Flächen wo man die Umwelt nicht verschändeln muss, z.B. Parkplätze, Autobahnen, Industriedächer – und Gelände.