Der ehemalige Nationalrat Max Chopard führt in der Umwelt Arena in Spreitenbach Spezialführungen zum Thema Solarenergie durch. Am «SonnenTrail» informiert er Solar-Interessierte über aktuelle technische Solar-Lösungen.

HK-Gebäudetechnik: Die Schweizer Solarteure kämpfen mit Produktionsengpässen und Personalmangel. Für Informationsgespräche mit der Kundschaft bleibt kaum Zeit. Findet diese Antworten zur Solarenergie in der Umwelt Arena?

Max Chopard: Ja. Wir bezeichnen uns tatsächlich als eine Art Kompetenzzentrum für Umwelttechnologien wie der Solartechnik, wo Besucherinnen und Besucher konkrete Antworten auf grundsätzliche Fragen finden. Wir sehen unsere Rolle aber nicht in der Einzelobjektberatung, sondern verweisen, wenn es um konkrete Projekte geht, an die Energieberatungsstellen in den Kantonen und Gemeinden. Wir engagieren uns stark im Bereich Umweltbildung mit Oberstufen- und Berufsschulen und wollen damit die jungen Leute und damit die Berufsleute von morgen an das Thema heranführen. Wir zeigen ihnen dabei die grossen Entwicklungspotenziale auf, die sich ihnen in diesem Berufsfeld bieten. Damit leisten wir einen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels in der Gebäudetechnik-Branche. 

In der Umwelt Arena bieten Sie im Rahmen des «SonnenTrails» spezifische Führungen zum Thema an. Welches Publikum nutzt dieses Angebot?

Beispielsweise Vereine und Firmen, die einen Ausflug in die Umwelt Arena machen und etwas dazulernen wollen. Denn das Thema betrifft ja eigentlich nicht nur Eigenheimbesitzer und Unternehmen, sondern eben auch Mieter. Und bei uns finden auch letztere Lösungen, wie beispielsweise steckerfertige Balkonanlagen. Bei Interesse können sie Kontakt mit dem Aussteller aufnehmen, da wir keine Produkte selbst verkaufen. Wir spüren grundsätzlich ein zunehmendes Interesse an Energiethemen, was der aktuellen politischen Lage geschuldet ist. Die Leute wollen sich darüber informieren, was sie persönlich zur Lösung der Energie-Probleme beitragen können. Oft führen zudem Verbände, Parteien oder Firmen bei uns Seminare durch und buchen in diesem Rahmen eine Führung, wo Exponate und Lösungsansätze vorgestellt werden.

Die integrierte Rundum-Solaranlage in der Umwelt Arena war beim Bau vor zehn Jahren die erste und grösste seiner Art.

Welche Fragen werden auf dem «SonnenTrail» am häufigsten gestellt?

Ein Klassiker ist die Frage nach der grauen Energie, die bei der Herstellung von einem Solarpanel entsteht, verbunden auch mit dem Recycling. Dazu liefern wir in der Ausstellung und an der Führung ausführliche und klare Antworten. Und natürlich wollen viele wissen, ob sich Solartechnologie rechnet. Oft suchen zudem Leute, die in Kernzonen wohnen und mit Auflagen der Behörden konfrontiert sind, nach möglichen Lösungen für eine Solaranlage.

Und welche Lösungen können Sie letzteren aufzeigen?

In unserer Ausstellung zeigen wir mehrere Möglichkeiten von Solartechnologie für ästhetisch anspruchsvolle Standorte, wie beispielsweise die Photovoltaik-Solarziegel der Schweizer Firma Gasser Ceramic. Zudem präsentieren wir eine für die Schweiz einmalige Solarfassaden-Ausstellung, wo es mittlerweile eine beachtliche Vielfalt von Modulen in allen möglichen Farben und Formen gibt. Erst kürzlich konnten wir mit der Glasbau-Firma Trösch einen neuen Ausstellungspartner gewinnen, der ein spezielles Glas für Fassadenmodule vorstellt.

Max Chopard vor einer Solarfassaden-Lösung.

Die Speicherung von Solarstrom wird künftig an Bedeutung gewinnen, was präsentiert die Umwelt Arena in diesem Bereich?

Die Optimierung des Eigenverbrauchs von Solarstrom ist für uns ein zentrales Thema, gerade in Anbetracht aktuell steigender Strompreise. Besucherinnen und Besucher finden bei uns verschiedene praxiserprobte Speicherlösungen, die auch im Zusammenhang mit der zunehmenden E-Mobilität interessant sind. Da die Umwelt Arena einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, zeigen wir auch überregionale Speicher-Möglichkeiten auf, beispielsweise wie überschüssiger Solarstrom in synthetisches Gas umgewandelt werden kann, unter anderem zur Wärmeproduktion im Winter.

Was finden die Fachleute aus den Bereichen Haus- und Solartechnik in der Ausstellung?

Oft nutzen Firmen aus dem Gebäudetechnikbereich oder unsere Ausstellungspartner die Umwelt Arena kombiniert, in dem sie ihren Mitarbeitenden am Vormittag einen Workshop anbieten und anschliessend in der Ausstellung die konkreten Anwendungsbeispiele gemeinsam begutachten. Das ist interessant, weil sie bei uns nur praxisreife Produkte sehen, die auf dem Markt eingeführt sind. Etwa ein Viertel unserer Besucherinnen und Besucher kommt übrigens aus dem Bau- oder bauverwandten Sektor.

Balkon-Solaranlagen boomen zurzeit in der Schweiz, in der Umwelt Arena werden mehrere Anbieter präsentiert.

Die Umwelt-Arena arbeitet mit Ausstellungspartnern zusammen, die ihre Produkte auf bezahlter Fläche präsentieren. Wie ist das Auswahlverfahren?

Nur vorab: Wir kommen ohne öffentliche Gelder aus und sind deshalb auf die Einnahmen von Ausstellungspartnern angewiesen. Als Hauptkriterium für deren Aufnahme in die Ausstellung muss das ausgestellte Produkt umweltrelevant sein. Das unterscheidet uns von anderen Häusern oder Gewerbeausstellungen. Bei einem potenziellen neuen Partner achten wir darauf, dass es zu keiner thematischen Wiederholung kommt, da wir eine möglichst grosse Vielfalt von Anwendungen zeigen wollen. Die Umwelt Arena startete vor zehn Jahren mit rund 90 Ausstellungspartnern und ist heute bei 140 angelangt. Es gibt kaum noch leeren Flächen in der Ausstellung, die ja auch andere nachhaltige Themen wie die Lebensmittelproduktion, Recycling, Mobilität oder Biodiversität abdeckt. Das Konzept funktioniert: Nach der schwierigen Corona-Zeit steigt die Zahl der Besucherinnen und Besucher wieder deutlich an.

Werden in der Ausstellung auch Zukunftstechnologien aufgezeigt, wie beispielsweise die Forschung an einer neuen Generation von leistungsfähigeren PV-Modulen?

Wir wollen vor allem aufzeigen, was es aktuell am Markt gibt. Punktuell werden zwar Visionen aufgenommen aber die Umwelt Arena will nicht primär zeigen, was noch kommen könnte, sondern was es schon gibt. Oft kommt es zu einem Aha-Erlebnis, wenn Besucherinnen und Besucher die Vielfalt von Solarprodukten sehen, die es schon gibt. Es gibt eben viel mehr als «nur» ein Solardach, sondern auch Fassaden, Balkongeländer, Solarzäune oder sogar Solarmöbel. Viele sind zudem beim Rundgang erstaunt, wie viele innovative Schweizer Firmen es im Solarbereich gibt. Denn sie kommen oft mit dem Vorurteil zu uns, dass ja sowieso alles aus Asien komme. In der Umwelt-Arena beweisen wir das Gegenteil.

Zurzeit boomen vor allem die Solarstrom-Installationen, die Produktion von Solarwärme hingegen ist eher rückläufig. Kommt sie trotzdem in der Ausstellung vor?

Tatsächlich war das Interesse an der Solarthermie vor zehn Jahren grösser als heute. Wir sind aber grundsätzlich wertneutral und wollen möglichst viele Möglichkeiten der Solarenergie-Nutzung zeigen, weshalb sie in der Ausstellung ebenfalls zum Zug kommt. Ausserdem glaube ich, dass die aktuellen Diskussionen dazu führen könnten, dass die Bedeutung der Solarthermie wieder steigt. Denn es gibt ja bekanntlich nicht nur den Strom- sondern auch den Wärmebereich, wo es einen enormen Bedarf an Ersatz zu fossilen Energieträgern braucht. Hier könnte die Solarthermie wertvolle Dienste leisten.

Erfährt der «SonnenTrail»-Besucher auch etwas über Fördergelder?

Für den klassischen Einfamilienhausbesitzer aber auch für die KMU ist die Förderfrage wichtig, weil die Anfangsinvestitionen hoch sind. Obwohl sich die Solaranlage langfristig eigentlich immer amortisiert, braucht es Kapital für den Einstieg. Wir können Grundfragen beispielsweise über Einmalvergütung beantworten oder was ein Speicher bringt. Für alles Weitere verweisen wir auf die Energiefachstellen, weil vieles kantonal oder kommunal geregelt ist. Seit kurzem erwähne ich auf den Führungen den vom Bund neu lancierten Fassadenbonus. Das passt zur aktuellen Winterstrom-Diskussion, wo Solar-Fassaden einen namhaften Beitrag leisten können.

Die Umwelt-Arena lanciert immer wieder eigene Leuchtturmprojekte, die dann in der Ausstellung präsentiert werden, wie beispielsweise das energieautarke Mehrfamilienhaus in Brütten.

Es gab inzwischen einige solche Projekte, die immer zusammen mit Ausstellungspartnern durchgeführt werden. Dabei wird gezeigt, dass vermeintlich auf den ersten Blick vielleicht etwas verrückte Technologien im erneuerbaren Energie-Bereich in der Praxis funktionieren. Das neuste Projekt hier ist die CO2-neutrale Wohnüberbauung «Bauen 2050» in Urdorf, wo auf dem Mehrfamilienhaus-Dach sogar ein Windrad Strom produziert. Die Umwelt Arena verknüpft die Ausstellung direkt mit diesen Praxisanwendungen, an denen sich Hausbesitzer und Investoren inspirieren lassen können. Wir bieten sogar Führungen an, wo wir direkt bei den Leuchtturmprojekten vor Ort unterwegs sind. Dieser Link in die reale Welt ist ein wichtiger Teil des Konzepts der Umwelt Arena.

Die Umwelt Arena
Die von weitem sichtbare Rundum-Indach-Solaranlage der Umwelt Arena in Spreitenbach AG zeigt: Hier sind die Themen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien Programm. Das Haus wurde vor zehn Jahren eröffnet. Es bezeichnet sich als Kompetenzzentrum für Umwelt-und Energiefragen im Alltag und betreibt dazu über 45 Themenausstellungen mit praxisnahen Lösungen zum Anfassen und Erleben. Die von über 140 Ausstellungspartnern vorgestellten Exponate sind sowohl für Fachleute wie auch für Private und Familien interessant. Beliebt sind die Testfahrten mit verschiedenen Elektrofahrzeugen im Untergeschoss des vierstöckigen Gebäudes. Die Ausstellungen können von Mittwoch bis Sonntag auf eigene Faust erkundet werden. Die Umwelt Arena bietet zudem die Nutzung von Seminar- und Veranstaltungsräumen an, die sich gut mit dem Besuch in der Ausstellung kombinieren lässt.
Auf speziellen Themenführungen beispielsweise über den Kreislauf der Ernährung oder die nachhaltige Mobilität vermitteln Expertinnen und Experten der Umwelt Arena vertieftes Wissen. Seit fünf Jahren zählt dazu auch der einstündige «SonnenTrail», auf dem verschiedene Solarenergie-Nutzungsmöglichkeiten präsentiert werden. Die Führung kann für Gruppen auf der Homepage gebucht werden.
 
Mehr Informationen: www.umweltarena.ch
Max Chopard ist ehemaliger SP-Grossrat und -Nationalrat des Kantons Aargau und war Mitglied der Energiekommission. Er arbeitet in der Umwelt Arena als Projektleiter Ausstellungen und führt durch den «SonnenTrail». Er betreibt privat eine Solarthermie- sowie eine Photovoltaikanlage, sein Elektroauto fährt mit eigenem Solarstrom.

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